Unternehmen expandieren immer weiter und setzen verstärkt auf digitale Transformation – doch das traditionelle Sicherheitsmodell, das sich auf den Perimeter des Netzwerks stützt, löst sich schnell auf. Zweigstellen, sei es im Einzelhandel oder als Satellitenbüros, entfernte Standorte, Niederlassungen, oder Rechenzentren, sind mittlerweile zentrale Zugriffsstellen auf Unternehmensdaten und -anwendungen. Doch genau diese werden zunehmend zu attraktiven Zielen für Cyberangriffe.

Durch Cloud-Nutzung, remote Arbeit und SaaS-Anwendungen ist die Sicherung von Zweigstellennetzwerken längst keine reine IT-Aufgabe mehr. Sie ist zu einer strategischen Priorität geworden.

Wir werfen einen Blick auf die größten Herausforderungen in der Netzwerksicherheit von Zweigstellen und teilen Best Practices, die Unternehmen dabei helfen, den sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen einen Schritt voraus zu sein.

  1. Die wachsende Angriffsfläche

Zweigstellen arbeiten oft mit weniger IT-Ressourcen, haben aber direkten Zugriff auf kritische Cloud-Anwendungen und Rechenzentren. Diese Dezentralisierung vergrößert die Angriffsfläche erheblich, was es immer schwieriger macht, jedes Endgerät, jede Anwendung oder jeden Nutzer in Echtzeit zu überwachen und zu schützen.

  1. Fehlende IT-Mitarbeitenden vor Ort

Viele Zweigstellen haben keine eigenen IT-Mitarbeitenden, sondern setzen auf zentrale Teams oder externe Dienstleister. Das führt zu verzögerten Reaktionszeiten bei Sicherheitsvorfällen, Problemen beim Patch-Management und einer begrenzten Sichtbarkeit lokaler Bedrohungen.

  1. Veraltete Infrastruktur

Traditionelle WAN-Architekturen wie MPLS sind oft noch im Einsatz, bieten jedoch nicht die Agilität oder die Transparenz, die moderne Netzwerke benötigen. Alte hardwarebasierte Firewalls und VPNs können keine fortschrittliche Bedrohungserkennung, Cloud-Integration oder anwendungsbasierte Kontrollen unterstützen – dadurch sind Zweigstellennetze anfällig für Angriffe.

  1. Inkonsistente Sicherheitsrichtlinien

Ohne zentrale Steuerung variieren Sicherheitsrichtlinien häufig zwischen den verschiedenen Standorten. Dies führt zu Konfigurationsfehlern, Lücken in der Durchsetzung und am Ende lückenhaften Zugriffsberechtigungen. Diese Inkonsistenzen erhöhen das Risiko von Fehlkonfigurationen und Compliance-Verstößen und damit möglichen Strafen.

  1. Abhängigkeit von Cloud und SaaS

Mit immer mehr geschäftskritischen Anwendungen in der Cloud (z. B. Microsoft 365, Salesforce, SAP) reicht herkömmliche Perimetersicherheit nicht mehr aus. Zweigstellen-Nutzer greifen oft direkt über lokale Internetverbindungen auf Cloud-Dienste zu, wodurch zentrale Sicherheitskontrollen umgangen und blinde Flecken in der Bedrohungserkennung entstehen.

Best Practices für die Sicherung von Zweigstellen-Netzwerken

Da sich die Bedrohungslandschaft weiterentwickelt und die Zweigstellen-Konnektivität immer komplexer wird, ist ein proaktiver Sicherheitsansatz unerlässlich. Unternehmen müssen traditionelle Sicherheitsmodelle überdenken und moderne, skalierbare, cloud-fähige und einfach zu verwaltende Strategien übernehmen – ohne dediziertes IT-Personal an jedem Standort.

Hier sind sechs Best Practices, die dabei helfen, Zweigstellen effektiv zu sichern und die Netzwerkarchitektur zukunftssicher zu machen:

  1. Implementierung einer Zero Trust-Architektur

Zero Trust ist für die Sicherheit von Zweigstellen unerlässlich. Das bedeutet: Es gibt kein implizites Vertrauen. Jeder Nutzer, jedes Gerät und jede Verbindung sollen ständig überprüft werden. Setzen Sie auf eine Identitäts-basierte Zugriffskontrolle, zwingen Sie die Verwendung des „Least-Privilege“-Prinzips durch und sorgen Sie für eine sichere Authentifizierung (z.B. SSO & MFA) für alle User und Anwendungen in der Zweigstelle.

  1. SD-WAN mit integrierter Sicherheit nutzen

Software-defined WAN (SD-WAN) ist ein leistungsfähiges Tool für die Zweigstellen-Konnektivität und Sicherheit. SD-WAN ermöglicht sicheren direkten Internetzugang mit anwendungsbewusstem Routing und zentraler Verwaltung. Noch besser: Wenn SD-WAN mit integrierten Sicherheitsfunktionen wie z.B. Firewalls, „Intrusion Prevention-System (IPS)“ und URL-Filtering kombiniert wird, verringert sich der Bedarf an separaten und zusätzlichen Sicherheitssystemen an jedem Standort.

  1. Zentrale Verwaltung von Sicherheitsrichtlinien

Einsatz einer einheitlichen Plattform, um Sicherheitsrichtlinien für alle Zweigstellen zu verwalten. So stellen Sie Konsistenz sicher, minimieren Konfigurationsfehler und können schnell auf neue Bedrohungen reagieren. Eine einheitliche Plattform hilft, Richtlinien in Echtzeit einzusehen, anzuwenden und zu aktualisieren – egal, an welchem Standort.

  1. Sicheren Web-Gateway und CASB-Kontrollen implementieren

Schützen von Zweigstellen-Nutzern, die auf SaaS- und Web-Anwendungen zugreifen, mit Secure Web Gateways (SWG) und Cloud Access Security Brokers (CASB). Diese Lösungen bieten Transparenz in Bezug auf Shadow IT, setzen Nutzungsvorgaben durch und erkennen risikobehaftetes oder unbefugtes Verhalten in Cloud-Anwendungen – selbst wenn die Nutzer nicht im Netzwerk sind.

  1. Bedrohungserkennung mit NDR und Analytics verbessern

Network Detection and Response (NDR)“-Tools analysieren in Echtzeit den Netzwerkverkehr, um Anomalien, Malware oder laterale Bewegungen zu erkennen. In Kombination mit maschinellem Lernen und „Threat Intelligence Feeds“ bieten NDR-Lösungen tiefere Einblicke in Aktivitäten der Zweigstellen und helfen, Bedrohungen frühzeitig zu stoppen.

  1. Fernzugriff mit ZTNA absichern

Ersetzen Sie herkömmliche VPNs durch Zero Trust Network Access (ZTNA). ZTNA prüft Identität sowie den Geräte-Status und Kontext, bevor es den Zugriff gewährt. Es bietet eine sicherere und skalierbarere Möglichkeit, Zweigstellen-Nutzer zu verbinden – besonders in hybriden Arbeitsumfeldern. ZTNA hilft damit, die Angriffsfläche zu verringern und ermöglicht eine feingranulare Zugriffskontrolle auf Anwendungen statt auf Netzwerke.

Fazit: Ein neues Sicherheitsverständnis

Zweigstellen-Netzwerke sind längst nicht mehr nur entfernte Erweiterungen des Rechenzentrums – sie sind dynamische Business-Hubs, die eine ganzheitliche Absicherung auf höchstem Niveau benötigen. Da Unternehmen weiterhin hybride Arbeitsmodelle, Cloud-first-Strategien und SaaS vorantreiben, ist die Notwendigkeit intelligenter, skalierbarer und anpassungsfähiger Sicherheitslösungen dort heute wichtiger denn je.

Durch das Verständnis der zentralen Herausforderungen und die Implementierung von Best Practices wie Zero Trust, SD-WAN, zentraler Richtlinienkontrolle etc. kann die Sicherheitsarchitektur modernisiert und gleichzeitig Agilität, Performance und Kosteneffizienz verbessert werden.